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Komödie im Dunkeln

Aufgeführt vom 19. September – 11. Oktober 2003 im Theater Stok, Zürich

Der Autor

Peter Levin Shaffer wurde am 15. Mai 1926 in Liverpool geboren und arbeitete nach dem Studium am Trinity College (Cambridge) erst im Kohlenbergbau, dann in Bibliotheken, später auch als Musik- und Literaturkritiker. Shaffer ist einer der meistgespielten englischen Dramatiker der Gegenwart. Er ist aber auch als Film- und Fernsehautor sowie als Verfasser von Hörspielen hervorgetreten. Als Schriftsteller feierte er Ende der 50er Jahre erste Bühnenerfolge. Sein künstlerisches Schaffen ist gekennzeichnet durch Vielseitigkeit und Experimentierfreudigkeit. Shaffer beherrscht virtuos die verschiedensten Stilmittel des Theaters von sozialen oder zeitkritischen Familienstudien bis zum epischen Drama mit Brechtschen Verfremdungseffekten oder vom Lustspiel über Farce und Burleske hin zur klassischen Komödie.
Shaffers Werk wurde mit zahllosen Preisen ausgezeichnet. Zu seinen berühmtesten Arbeiten gehören Equus (1973) und Lettuce and Lovage (1987). Weltruhm erlangte er mit seinem Stück Amadeus (1979), das 1984 von Milos Forman verfilmt wurde und zu dem Shaffer selbst das Drehbuch schrieb (er erhielt dafür einen Oscar und einen Golden Globe).
Black Comedy wurde am 27. Juli 1965 im Londoner Old Vic Theatre uraufgeführt.

Das Stück

London, Mitte der 60er Jahre, Space-Age und alles Französische sind hip. Brindsley Miller steht der vielleicht wichtigste Abend seines Lebens bevor: die ebenso steinreiche wie stocktaube Millionärin Dominique Deveraux hat für heute ihr Erscheinen angekündigt, um seine Arbeiten zu besichtigen und allenfalls zu kaufen. Doch der Besuch der älteren Dame lässt auf sich warten, was Brindsleys Nervosität nicht gerade förderlich ist. Denn um die Millionärin zu beeindrucken hat der mausarme aber talentierte Künstler kurz entschlossen das Mobiliar seiner Bruchbude gegen die schicken Designermöbel seines Nachbarn und besten Freundes Harold Gorringe ausgetauscht, unterstützt von seiner modischen Verlobten Carol Melkett. Als ein Kurzschluss das gesamte Haus in pechschwarze Dunkelheit taucht, Carols grimmiger und militanter Vater eintrifft, um seinen Schwiegersohn in spe auf Herz und Nieren zu prüfen, der eitle Harold unerwartet aus den Ferien zurückkehrt und Miss Furnival, eine schrille aber liebenswerte ältere Dame, die sich in der modernen Gesellschaft nicht mehr zurechtfindet, ebenfalls in Brindsleys Wohnung Zuflucht sucht, scheint die Katastrophe unabwendbar. Doch es kommt noch schlimmer. Mitten hinein in Brindsleys Versuch, die Möbel im Dunkeln erneut zu vertauschen und so den Betrug zu vertuschen, platzt die selbstbewusste Malerin Clea Clash, seine langjährige Ex-Verlobte – und als endlich eine aus Frankreich emigrierte Elektrikerin mit Sinn für Poesie und Kunst erscheint, um den Kurzschluss zu reparieren, droht die Wahrheit endgültig ans Licht zu kommen…
Die Dunkelheit, in der die Schauspieler während Shaffers Zweiakter meist tappen, sorgt nicht nur für eine Umkehrung gängiger Schwarzweissschemata. Indem sie das Unsichtbare sichtbar macht, enthüllt sie schonungslos die geheimsten Charakterzüge und sorgt so für Verwechslungen und (Ent-)Täuschungen, die unweigerlich in einer radikalen Demaskierung von Tatsachen und Traditionen, Normen und Werten mündet. Das daraus resultierende, höchst vergnügliche Verwirrspiel lässt keine Fragen offen. Ausser dieser: Warum erscheint die Millionärin am Ende dann doch zweimal?

Personen

Brindsley Miller, Künstler (Andreas Keller)
Carol Melkett, seine Verlobte (Heidi Thommen)
Colonel Melkett, ihr Vater (Thomas Stein)
Harold Gorringe, Brindsleys bester Freund und Kunstsammler (Frank Metzner)
Miss Furnival, Brindsleys Nachbarin (Lukas Schönenberger)
Clea Clash, Brindsleys Ex-Verlobte und Malerin (Sonja Wenger)
Dominique Déluge, Elektrikerin (Corina Hausherr)
Dominique Deveraux, Millionärin (Kerstin Jaeger)

Staff

Regie, Bühnenbild & Inszenierung: Tom Egli
Kostüme: Michael Euringer
Requisiten: Claudia Ammann
Technik: Martin Fehr
Souffleuse: Carolina Sigg
Kasse: Patrick Flach
Artwork: Dominik Schoch, By Heart
PR & Presse: Cinzia Sartorio